Beim "Ostermarsch Draußen" zur Isar vorbei am Garchinger Atomei gab es natürlich wieder einige Informationen mit auf den Weg, in Teilen vorgetragen, von Ulla Epple:

Wir stehen hier vor den Gebäuden der Forschungsreaktoren München I und II, die auf dem Gelände der Technischen Universität München liegen. Dem unter Denkmalschutz stehenden FRM I (in Betrieb 1957–2000,dient teilweise als Erweiterung der Neutronenleiterhalle), bekannt als Atomei, und dem FRM II. Wie wir sehen, ist die Anlage gut abgesichert und gut bewacht. Das ist auch so, wenn wir sie nicht besuchen.

An dieser Stelle möchte ich nur ein paar Bemerkungen zu den Gebäuden machen, alles weitere zu den Reaktoren werde ich an der Kläranlage sagen.

Der FRM II besteht aus einem 30 m hohen Reaktorgebäude (quadratische Grundfläche mit 42 m Kantenlänge) das den eigentlichen Kernreaktor enthält, darum liegt die sogenannte Experimentierhalle, einer Neutronenleiterhalle und Nebengebäuden mit Büros, Werkstätten und Laboren. Ein zusätzliches Gebäude, das Industrielle Anwenderzentrum (IAZ) auf dem Gelände des FRM II, wird von der radiochemischen Industrie zur Herstellung von Radiopharmaka genutzt. Darüber hinaus befinden sich weitere, meist ältere Gebäude auf dem Areal, die noch aus Zeiten des FRM-I oder der Bauphase stammen. Diese beherbergen neben einem Teilchenbeschleuniger, Zyklotron genannt  und Werkstätten, hauptsächlich Büros.

Weiter gehts ...


.. kurz vor der Isar

Vermutlich hier in der Nähe wird leicht radioaktiv verseuchtes Wasser in die Isar geleitet. Trotz Protesten im vergangenen Jahr wurde für die nächsten 20 Jahre eine Genehmigung dafür erteilt. Doch nun zum Reaktor.

Am 01.10.1957 wurde in Garching der erste Atomreaktor Deutschlands in Gang gesetzt und damit auch die erste Kettenreaktion. Obwohl es auch damals schon Proteste gab, war die Bevölkerung trotz Hiroshima und vieler oberirdischer Atombombentests, unkritisch gegenüber der Nuklearforschung und Atomkraftwerken. Zeitungsberichten zufolge war man stolz darauf, wieder international anerkannt zu sein. Nach der Gründung der Bundeswehr und Aufnahme in die Nato (1955), durfte Deutschland nun sogar auch mit Atomenergie forschen.

Die Brennstäbe wurden zunächst aus den USA geliefert und auch das technische und wissenschaftliche know how eigneten sich die Forscher zunächst in den USA an und us-amerikanische Wissenschaftler arbeiteten in Garching.

Bis zum 28. Juli 2000 wurde der als Garchinger Atom-Ei bekannte Reaktor betrieben und als er abgeschaltet wurde, war die Forschungs- Neutronenquelle Forschungsreaktor München 2 im Bau. Der Reaktor wurde von Siemens gebaut und kostete über 400 Millionen Euro. Er wurde am 2. März 2004 erstmals angefahren und erreichte am 24. August 2004 die Nennleistung von 20 Megawatt. Im April 2005 wurde er formell von Siemens an die TU München übergeben und anschließend in den Routinebetrieb überführt. Siemens wird den Reaktor ja nicht verschenkt haben, aber leider ist nichts über die Kosten bekannt.

Dieses Mal gab es erheblichen Widerstand gegen den Reaktor, es war nach Tschernobyl der erste Atomreaktor der in Deutschland gebaut wurde. Inzwischen gab es weltweit über 20 Reaktorzwischenfälle, die zeigten, dass durchaus Gefahr von Atomreaktoren ausgehen kann. Trotzdem unterzeichnete der grüne Umweltminister Jürgen Trittin die Genehmigung. Die Nachbesserungen die er bis spätestens 2010 forderte, z.B. die Umstellung auf niedrig angereichertes Uran und einen Entsorgungsvorsorgenachweis für die abgebrannten Brennelemente erfüllte die TU München und das Land Bayern bis heute nicht. Letztes Jahr, also 2018 wurde die Laufzeit für die Arbeit mit hochangereichertem Uran verlängert. (HEU, Highly Enriched Uranium, Anreicherung 93 Prozent) Die ersten Planungen in den 80er Jahren waren die Reaktion auf einen erwarteten Neutronennotstand. Angeblich bestand Bedarf durch Überlastung der bestehenden Neutronenquellen und durch die bevorstehende Stilllegung einer Reihe überalterter Forschungsreaktoren.

Unsere Kritik richtet sich nicht gegen die Forschung allgemein, sondern, dass sie mit hochangereichertem Uran betrieben wird, obwohl spätestens Ende der 1980er Jahre die Möglichkeit bestand, mit niedrig angereichertem Uran (LEU) zu forschen, wie es bei den meisten Forschungsreaktoren weltweit üblich ist.

Die TU München führt an, dass sich bei der internationalen technisch-wissenschaft­lichen Entwicklung von neuen Brennstoffen für die Umrüstung des FRM-II immer wieder "unerwartete" Verzögerungen eingestellt haben.

Das gravierendste Problem liegt darin, dass aufgrund der relativ kurzen Einsatzdauer von 60 Tagen, die abgebrannten Brenn­elemen­te noch eine Anreicherung von etwa 87 Prozent haben, also nach wie vor hochangereichert und waffenfähig sind.

Daher haben sich vor den Toren der Millionenstad München inzwischen abgebrannte Brennelemente im Absetzbecken des Reaktors angesammelt die mehr als 300 kg Bombenstoff liefern. Mit diesem Atom-Sondermüll, der hochangereichertes spaltbares Uran 235 von etwa 87,5 % enthält, ließen sich 50 Atombomben bauen. (Prolifera­tions­­risiko, Handel und Weiterverbreitung von atomwaffenfähigem Material und Wissen zur Herstellung).

Nun soll dieser Atommüll dieses Jahr in speziellen, sogenannten MTR-3Castoren, die extra für diesen speziellen Müll und Transport gebaut wurden, nach Ahaus transportiert werden, nachdem das Bundesamt für Kerntechnische Entsorgungssicherheit die Transportbehälter zugelassen hat.

Im März fand deswegen eine Großdemonstration in Ahaus statt, die dortigen BürgerInnen wollen diesen Müll nicht und obwohl es die Aufgabe der TU München wäre die Abreicherung durchzuführen, unternimmt sie nichts. Ahaus gilt ja nur als Zwischenlager, noch steht nicht fest, wo die Endlagerung sein wird, in Ahaus gibt es keine Möglichkeit zur Abreicherung und ohne diese kann es zu einer möglichen Kettenreaktion also einer sogenannten Rekritikaliät kommen, wie das nationale Begleitgremium (NBG) feststellt. (unbeabsichtigte neue Entstehung einer kritischen Masse bei eventueller Anwesenheit von Moderatoren aus dem beschädigten Reaktorkern)

Deshalb müsste schon vor der Zwischenlagerung der radioaktive Abfall konditioniert werden. Für die Entwicklung eines geeigneten Verfahrens ist der Reaktorbetreiber verpflichtet. Dieser Mehraufwand wird aber bislang gescheut.

Aber nicht nur die Zwischen- und Endlagerung der Brennstäbe birgt große Gefahren auch der Antransport frischen Uranbrennstoffes, vermutlich aus Russland, zum Forschungsreaktor mit einem Anreicherungsgrad von 93% ist gefährlich. Dazu gibt es aber keine weiteren Hinweise.

Seit der Inbetriebnahme gab es 17 meldepflichtige Ereignisse, die alle in die Kategorie INES 0 eingruppiert wurden, es wurde keine Radioaktivität freigesetzt. INES ist eine international anerkannte Skala von 0 -7 zur Einteilung der Schwere von Reaktorunfällen.

Alles zusammen Grund genug um für die Umrüstung der Forschung mit niedrig angereichertem Uran und ein Atomwaffenverbot auf die Straße zu gehen. Die Friedensbewegung München, gemeinsam mit Gruppen aus der Umwelt- und Anti-Atomkraftbewegung, die sich schon seit längerem dieser Problematik widmen.

Gerade in Zeiten globaler Aufrüstung wäre der Abschied von waffenfähigem Brennstoff ein wichtiges Signal.

Zusammen mit Umweltgruppen und der Anti-Atomkraft-Bewegung, sind wir der Meinung, dass die Forschung mit hochangereichertem Uran sofort gestoppt werden muss und auf niedrig angereichertes Uran umgestellt werden muss und damit auch die Möglichkeit waffenfähiges Uran aus dem Forschungsreaktor zu gewinnen.
Der Transport von atomwaffenfähigem Material aus Garching nach Ahaus muss verhindert werden! Stattdessen müssen die Brennelemente abgereichert werden und eine ordnungsgemäße Endlagerung in Garching geschaffen werden.

Die Bundesregierung muss den Atomwaffensperrvertrag unterschreiben.

Die Kündigung des INF-Vertrages muss aufgehoben werden. Weltweit sollten sich die Staaten gegen den Einsatz von Kernwaffen, egal in welcher Form und welcher Reichweite, einsetzten.
Eine neuerliche Stationierung von Mittelstreckenraketen in Deutschland lehnen wir strikt ab und setzen uns auch für den Abtransport der Atomwaffen in Büchel ein.

Text auch unter Verwendung von Informationen beim Umweltinstitut München


es folgen noch Anmerkung beim Picknick ...

#OstermarschDraussen #Ostermarsch #BIFAMUC